Es war die erste Alpinblau Tour in den Nord-Cottischen Alpen und sie fand vom 15. – 20.8.2021 statt. Mittlerweile wurde die Tour erweitert und heißt nunmehr Punta Sommeiller. Mit dabei waren Ellen, Basti und Ella. Alpinblau Touren finden bei einer Mindestanzahl von 3 Teilnehmern statt.
Wo befinden sich eigentlich die noch ‚unbekannten‘ Cottischen Alpen, mag sich der Eine- oder Andere fragen. Zunächst einmal befinden wir uns im Piemont, also im Nordwesten Italiens. Der Piemont und somit auch die Cottischen Alpen (siehe hierzu die Tour in den Süd-Cottischen Alpen) befinden sich in den sogenannten Westalpen, dort, wo sich auch die höchsten Berge des gesamten Alpenraums befinden. Diese mit viel Liebe und Geduld ausgearbeitete Tour wurde im vergangenen August 2021 zum ersten Mal mit Teilnehmern durchgeführt und es war schlichtweg eine runde Sache geworden. Mittlerweile ist diese Tour ausgearbeitet worden, da diese Tour mehr hergibt, als ursprünglich angenommen.
Highlights der Tour:
- Passo d’Ambin 2900m
- Col de Clapier 2490m
- Bergsee Lac du Savine 2500m
- Lac d’Ambin 2600m
- Rifugio Vaccarone 2770m
Tag 1: Rifugio Levi-Molinari (1850m)

Wir treffen uns um 8:30 Uhr am Bahnhof Porta Nuova in Turin. Der Zug, den wir um 8.15 Uhr nehmen, bringt uns nach Salbertrand, Ausgangspunkt unseres Abenteuers. Dort versorgen wir uns mit leckeren Broten und Wasser und dann geht es auch schon los. Es ist sehr warm an diesem ersten Tag, aber wir erfreuen uns des Lichts und der Stille. Nach einstündigem Aufstieg durch den Wald von Salbertrand erreichen wir Moncellier, ein kleines, aber leider verlassenes Bergdorf. Im weiteren Verlauf erreichen wir Eclause, einer weiteren kleinen Ortschaft, die aber sozusagen wieder erstanden ist, nachdem fast alle Einwohner diesen wunderschönen Bergort einst verlassen haben. Eine Quelle, die sich direkt neben der Casa Alpina – dort werden wir unsere letzte Nacht verbringen – befindet, schenkt uns Wasser für den weiteren Aufstieg. Eclause ist der schönste Ort, an dem ich sein will.
Wir verlassenen Eclause und folgen einer abwechslungsreichen Waldroute, die im fortlaufenden bergauf- und bergab unsere Gemüter bei Laune hält. Die Streckenführung verläuft weiterhin abwechselnd unter freiem Himmel sowie im Schattendasein des Waldes. Nach ca. 2 abenteuerlichen 2 Stunden erreichen wir Gr. Soullier, einen verlassenen Bauernhof, der heutzutage den einsamen Wanderer als Notunterkunft dient.

Noch eine Stunde im Aufstieg und wir erreichen unsere erste Unterkunft, das süße Rifugio Levi Molinari mit ihren Betreibern Tiziana und Marco.

Tag 2: Refuge d’Ambin (2270m)

Wir beginnen unseren heutigen Tag mit einem üppigen Frühstück. Wir beschließen früher loszugehen, da die Wetterprognosen einen leichten Regen am späten Nachmittag vorausgesagt haben. Vor uns ein sehr schöner Wegabschnitt, der das Galambra-Tal hinaufführt. In engen Haarnadelkurven geht es vorbei an einem Springbrunnen, den das italienische Militär in damaligen Zeiten gebaut hat, von wo wir zurückblickend einen atemberaubenden Blick ins große Susatal haben.
Wir erreichen den Ambinpass auf 2900m insgesamt nach ca. 3-stündigem Aufstieg – nicht immer einfach und wir müssen einige Pausen einlegen, aber letztlich ist es die Mühe wert, denn von hier ist der Blick in die darunter liegende Ebene und auf den Ambinsee einfach nur genial. Oben angekommen erwartet uns das Biwak W. Blais (2922 m), das ganz in der Nähe der Scharte liegt.


Von hier steigen wir ab ins d’Ambin Tal. Der Weg (mit kleinen Steinhaufen markiert) führt zuerst am Ambinsee und weiter am Wildbach entlang. Der Ambinsee lädt zu einer Erfrischung ein, der wir uns nicht entziehen können. In der Nähe der Kreuzung vom Colle dell’Agnello wird der Weg deutlicher, weil markiert, bis wir die Berghütte d’Ambin (2270m) erreichen, die von Cedrik in liebevoller Manier geführt wird.
Tag 3: Rifugio Vaccarone (2750m)

Wir verabschieden uns vom Refuge d’Ambin und Cedrik und begeben uns weiter bergab ins Ambintal. Zu unserer Rechten und Linken zeichnen sich die Silhouetten der großen Berge der Ambingruppe im aufsteigenden Nebel ab, wie der Roche d’Etache (3088m), der Aigulle de Savine (3370m), der Rochers Cléry (3142m). Wir erreichen nach 2-stündigem Abstieg einen alten und nicht mehr stark begangenen Schäfersteig, der uns wieder auf Höhe bringt. Wir erreichen eine große Ebene, wo sich der alpinblaue Lac du Savine befindet.
Vorbei am Bergsee Lac du Savine, der schöner gar nicht sein kann, erreichen wir nach weiteren 2 Stunden den genialen Col de Clapier. Wir überschreiten diesen und befinden uns wieder in Italien.

Ein geschichtsträchtiger Abstieg, da wir ehemaligen Kasermen und Bunkern begegnen, bringt uns in die Nähe des Rio Clapier und im letzten Aufstieg, der es noch mal in sich hat, schließlich zum Rifugio Vaccarone auf 2700m, wo uns Giulia, im Herzen unsere Schwester, erwartet und sich immer so liebevoll um alle Gäste kümmert.

Tag 4: Rifugio Levi-Molinari (1850m)

Vom Rifugio Vaccarone geht es hinab ins Tiraculo Tal. Weit ist die Sicht hinab ins Tal! Unser Etappenziel heute ist die ‚Cima dei quattro denti‘, das sind verschnörkelt aussehende Gipfel, die außerdem wie Felsnadeln aus dem Boden wachsen. Der Wegabschnitt ins Tiraculotal ist einsam und mit Weitsichten fast nicht zu übertreffen. Wir sehen in weiter Ferne das sonnenbeflutete Val di Susa Tal. Nach zwei stündigem Abstieg erreichen wir den tiefsten Punkt unserer Tour, der uns über einen schmalen Flusslauf führen wird. Nach dessen Überquerung gelangen wir in eine weite Ebene, darin eine verlassene Siedlung, die aussieht, als habe man sie erst kürzlich verlassen. Es ist eine sehr schöne Streckenführung bis dahin, zum Teil auf sehr kleinen Pfaden, verwinkelt und verdreht, bisweilen muss man aufpassen, dass man nicht vom Weg abkommt.
Wir erreichen nach einer weiteren Stunde die Cima dei quattro denti. Dort machen wir unsere erste große Pause, da dieser Ort einfach dazu einlädt. Wir genießen die Ruhe und die eindrucksvolle Sicht ins große Susatal. Im weiteren Verlauf durchqueren wir einen verwunschenen Wald, der uns im lockeren Auf- und Abstieg ‚zurück‘ zum Rifugio Levi Molinari führt.

Tag 5: Casa Alpina (1380m)

Vom Levi-Milonari folgen wir einer einsamen Route zu den Laghi delle monache. Es geht gleich zu Beginn 600 Meter in die Höhe zum Monte Chabrière. Von hier oben haben wir wieder eine wunderbare Aussicht ins Susa Tal. Wir bleiben auf Höhe und kommen am Ricovero Casses Blanches vorbei, einem weiteren ehemaligen militärischen Bau aus dem 2. Weltkrieg. Dabei geht es nochmals rauf auf 2550 m. Dies ist aber auch zugleich unsere letztmalige Möglichkeit uns die Dinge von oben zu betrachten, denn danach geht es letztlich Richtung Tal, und zwar zurück in Richtung Salbertrand.
Der Abstieg bringt uns auf eine wahrlich spektakuläre Streckenführung. Wir erreichen bald einen dichten Wald, dabei begegnen wir starken Bäumen, wie der Jerseykiefer, der europäischen, der ostamerikanischen Lärche und sogar der Banks-Kiefer. Im dichten Wald wird die Wegfindung zunehmend schwieriger, wir kommen an Stellen vorbei, wo sich die Natur längst alles wieder zurück geholt hat. Wir folgen einer alten Route, die in alten Zeiten die Ortschaften verband. Von diesen zeugen die am Wegesrand noch in Ruinen existierenden Gemäuern. Einige kann man sogar betreten. Mittlerweile hat uns der Wald verschluckt und wir befinden uns ganz alleine in einem namenlosen und vergessenen Wald. Wir folgen nun dieser Route und essen von den zahlreichen hier wachsenden Himbeeren und Erdbeeren. Ein wahrlich aufregender Genuss. Und das Gras und die buschigen und intensiv grünschimmernden Gräser, von Frische überquellender und von Licht erfüllten Sträucher bestechen in ihrer Schönheit. Hier kommt die Sonne nur spärlich hin, aber im Untergrund und unter der Erde fließt das lebenspendende Wasser, es ist hier so frisch und munter, wie auf einer Wiese.


Irgendwann erreichen wir den breiten Wanderweg, der uns schließlich nach Eclause führt. Wir haben an nichts mehr zu denken, als an den Abstieg. Wir haben vor uns einen breiten Wanderweg, der uns gerade richtig kommt, damit wir unsere Gedanken an die letzten Tage knüpfen können. Einkehr in der schlichtweg wundervollen und mit Liebe betriebenen Casa Alpina. Hier ist alles noch so ursprünglich und echt.
Tag 6: Abstieg nach Salbertrand

Danke an Ellen, Ella und Basti. Ohne euch wäre diese Reise nicht möglich gewesen. Ich liebe euch.
Tour mit erweiterter Streckenführung (neu) für August 2022 hier buchbar:
Impressionen


























Auch diese anspruchsvolle, abwechslungsreiche Tour war wiedermal von unserem deutsch-/italienischsprachigem Begleiter Giuseppe mit viel Herzblut geplant worden.
Ebenso die schönen Refugios mit den liebevollen Gastgebern und den legendären leckeren Menüs zum Abendessen.
Wie jeden neuen Morgen begleitete uns die Sonne auf den unbekannten Pfad durch die Berge und ab und zu sahen wir weit oben die Herren der Lüfte majestetisch segeln.
Wir sagen nachträglich GRAZIE für
unvergessliche Tage.